
BrĂŒcke schlagen: Indischer Ayurveda trifft heimische KrĂ€uter â Sieben Heilpflanzen des Ayurveda und ihre heimischen Schwestern
Ayurveda â das âWissen vom Lebenâ â arbeitet mit einer reichen Vielfalt an Heilpflanzen. Ayurveda betrachtet Pflanzen aber nicht nur als Heilmittel, sondern auch als lebendige KrĂ€fte, die Körper, Geist und Seele in Balance bringen. Jede Pflanze trĂ€gt eine bestimmte Energie â heiĂ oder kĂŒhlend, trocken oder ölig, leicht oder schwer â und wirkt dadurch auf unsere drei Bioenergien Vata, Pitta und Kapha.
Im Folgenden findest du sieben klassische GewĂŒrz- und Heilpflanzen des Ayurveda â und ihre mitteleuropĂ€ischen Entsprechungen, die in Wirkung und Energie Ă€hnlich schwingen.
1. Kurkuma (Curcuma longa) â Das goldene Licht
Wirkung:
Kurkuma ist tridosha-ausgleichend, besonders gĂŒnstig fĂŒr Pitta und Kapha. Es reinigt das Blut (rakta shodhana), stĂ€rkt Agni (Verdauungsfeuer), wirkt entzĂŒndungshemmend, leberstĂ€rkend und wundheilend.
Praktische Anwendung:
TĂ€glich in der KĂŒche, als GewĂŒrz im GemĂŒse oder in der âGoldenen Milchâ.
Klassische Rezeptur:
đ Haridra Ksheeram â œ TL Kurkumapulver in warmer Milch (mit etwas Ghee und Pfeffer).
Heimisches Ăquivalent:
đż Löwenzahn (Taraxacum officinale) â ebenfalls leberstĂ€rkend, blutreinigend und verdauungsfördernd; als Tee oder frisches Kraut in Salaten ideal zur FrĂŒhjahrskur.
2. Ingwer (Zingiber officinale) â Das Feuer des Lebens
Wirkung:
Erhöht Agni ohne Pitta zu stark zu reizen, fördert Kreislauf und Stoffwechsel, beseitigt Ama (Stoffwechselschlacken), stÀrkt das Immunsystem.
Praktische Anwendung:
Frischer Ingwertee oder getrockneter Ingwer in Speisen, besonders in der kalten Jahreszeit.
Klassische Rezeptur:
đ Trikatu â Mischung aus Ingwer, schwarzem Pfeffer und Langpfeffer zur Aktivierung von Verdauung und Stoffwechsel.
Heimisches Ăquivalent:
đż Galgant (Alpinia officinarum) oder Meerrettich (Armoracia rusticana) â wĂ€rmend, durchblutungsfördernd und verdauungsstĂ€rkend; wunderbar als Tee oder Tinktur vor den Mahlzeiten.
3. ÄmalakÄ« (Emblica officinalis, Amla) â Die Frucht der Jugend
Wirkung:
KĂŒhlend, nĂ€hrend und Rasayana (verjĂŒngend). StĂ€rkt Ojas (Lebensessenz), verbessert Sehkraft, Verdauung und Hautbild.
Wirkt besonders harmonisierend auf Pitta.
Praktische Anwendung:
Pulver oder getrocknete Frucht im Chyavanprash (klassisches Tonikum).
Klassische Rezeptur:
đ Chyavanprash â ein vitalisierendes Mus aus Amalaki, Ghee, Honig, Zucker und GewĂŒrzen.
Heimisches Ăquivalent:
đż Hagebutte (Rosa canina) â reich an Vitamin C, antioxidativ, stĂ€rkt Immunsystem und Bindegewebe; als Tee, Mus oder Pulver.
4. TulasÄ« (Ocimum sanctum) â Das heilige Basilikum
Wirkung:
Leicht erhitzend, schweiĂtreibend, entzĂŒndungshemmend, klĂ€rend fĂŒr Atemwege und Geist. Hilft bei Stress und Unruhe.
Praktische Anwendung:
Als Tee bei ErkĂ€ltungen oder zur Meditation â klĂ€rt den Kopf und das Herz.
Klassische Rezeptur:
đ Tulsi-Infusion mit Honig und Zitrone, ideal bei Atemwegsbeschwerden.
Heimisches Ăquivalent:
đż Thymian (Thymus vulgaris) â wirkt antibakteriell, antiviral und stĂ€rkend auf Lunge und Nerven; als Tee oder Inhalation wunderbar in der kalten Jahreszeit.
5. Ashwagandha (Withania somnifera) â Die Kraft des Pferdes
Wirkung:
Tonikum und Rasayana fĂŒr Nerven, Muskeln und Fortpflanzung. Beruhigt Vata, stĂ€rkt Gewebe und Schlaf.
Praktische Anwendung:
Abends als Pulver in warmer Milch (1 TL) mit Ghee und etwas Muskat.
Klassische Rezeptur:
đ Ashwagandha Lehyam â KrĂ€uterpaste zur StĂ€rkung von Nerven und Ausdauer.
Heimisches Ăquivalent:
đż Hafer (Avena sativa) â nervenstĂ€rkend, aufbauend, leicht beruhigend; als Haferstrohtee oder Haferflocken mit Milch und Ghee ein ideales Abendritual.
6. Triphala (Amalaki, Bibhitaki, Haritaki) â Die Reinigung der drei Welten
Wirkung:
Sanft reinigend und regenerierend. Harmonisiert alle Doshas, fördert die Verdauung, wirkt mild abfĂŒhrend und entgiftend.
Praktische Anwendung:
1 TL Pulver in warmem Wasser vor dem Schlafengehen.
Klassische Rezeptur:
đ Triphala Churna â das berĂŒhmte Dreifruchtpulver des Ayurveda.
Heimisches Ăquivalent:
đż KrĂ€utermischung aus Brennnessel, Löwenzahnwurzel und Fenchel â wirkt entwĂ€ssernd, reinigend und stoffwechselanregend; als FrĂŒhjahrstee eine sanfte Alternative.
7. Neem (Azadirachta indica) â Die Bittere Heilerin
Wirkung:
KĂŒhlend, stark antimikrobiell, entgiftend. Wirkt auf Haut, Blut und Leber, reduziert ĂŒberschĂŒssiges Pitta.
Praktische Anwendung:
Pulver innerlich (sehr sparsam!) oder Ă€uĂerlich bei Hautproblemen.
Klassische Rezeptur:
đ Neemöl oder Neempaste zur Hautpflege bei Ekzemen und Akne.
Heimisches Ăquivalent:
đż Schafgarbe (Achillea millefolium) â leicht bitter, kĂŒhlend und blutreinigend; als Tee, Tinktur oder Kompresse bei Hautreizungen.
đż Fazit
Ayurveda lehrt uns, die QualitĂ€ten der Pflanzen zu erkennen â nicht nur ihre Inhaltsstoffe. Ob Kurkuma oder Löwenzahn, Amalaki oder Hagebutte: Jede Pflanze kann zu einer BrĂŒcke werden zwischen Ost und West, zwischen Tradition und moderner PrĂ€vention.
Wer beginnt, Pflanzen nach ihrem energetischen Wesen zu erleben, betritt den eigentlichen Pfad des Ayurveda â den Weg der Achtsamkeit, Balance und lebendigen Naturverbindung.
Glossar:
Äyurveda: Äyuh = Leben, alles Aspekte von Geburt bis zum Tod
veda: Wissen, Lernen
Die 3 doĆas Vatta, Pitta, Kapha: die funktionellen KrĂ€fte/Bio-Energien des Körpers (Milieu-steuernde Prinzipien):
 vÄta
1. Energetische Kraft
2. Reguliert Transport- und Bewegungsprozesse
3. Kinetisch-katabolisch
pitta
1. WĂ€rmeerzeugende Kraft
2. Umwandlungsprozess
3. Steuert Verdauung und Stoffwechsel
4. Thermisch-metabolisch
kapha
1. Verbindende Kraft
2. Synthese-, Speicher-, und Struktur-Prozesse
3. Strukturell-anabolisch
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agni:
- agni ist das digestive, resorptive und metabolische Prinzip des Körper
- Steht fĂŒr alle Stoffwechselprozesse im Körper
- Umwandlung von Nahrung in Körpergewebe
Äma:
- Stoffwechselschlacken
- Nahrungsbestandteile, die bei der Verdauung nicht vollstÀndig verstoffwechselt wurden
- diese Stoffwechselzwischenprodukte sind hochaktiv und pathologisch
rasÄyana:
- Geweberegenerativ
- Fördert NĂ€hr â und Funktionszustand aller Gewebe
- Generell gesundheitsfördernd
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