Der Iliopsoas – Der Seelenmuskel: Verbindung von Körper und Emotionen

Der Iliopsoas – Der Seelenmuskel: Verbindung von Körper und Emotionen

1.  Funktion, Lage und Anatomie des Iliopsoas

Der Musculus Iliopsoas, oft auch nur Psoas genannt, ist eine Muskelgruppe, bestehend aus dem Musculus psoas major (großer Lendenmuskel), dem Musculus iliacus (Darmbeinmuskel) sowie dem Musculus psoas minor (kleiner Lendenmuskel). Hier gibt es schon die erste Besonderheit, denn der Musculus psoas minor ist nur bei ca. 50% aller Menschen ausgeprägt. Daher wird er oft bei anatomischen Beschreibungen einfach weggelassen. Dem schließe ich mich an und beziehe mich in meinen Beitrag nur auf die zwei Hauptmuskeln psoas major und iliacus.

Die Muskelgruppe iliopsoas hat mit dem psoas major ihren Ursprung im unteren Brustwirbelbereich (TH12) und der Lendenwirbelsäule (L1–L5). Mit dem iiliacus hat die Muskelgruppe ihren zweiten Ursprung in der Darmbeingrube (Fossa iliaca) des Darmbeins (Os ilium) sowie am vorderen Rand der Darmbeinschaufel (Ala ossis ilii).

Der Ansatz ist bei beide Muskeln identisch, denn beide vereinigen sich zum Musculus iliopsoas und setzen gemeinsam am kleinen Rollhügel (Trochanter minor) in der Innenseite des Oberschenkelknochens (Femur) an.

Diese anatomische Struktur ermöglicht dem Iliopsoas, eine wichtige Rolle in der Hüftbeugung zu spielen.

Die Hauptfunktion des Iliopsoas liegt in der Beugung der Hüfte (Flexion), wie sie beim Gehen, Laufen und Treppensteigen benötigt wird. Er unterstützt auch die aufrechte Körperhaltung und hilft bei der Stabilisierung des Rumpfes. Seine tiefe Position macht ihn zu einem Schlüsselspieler für die Körperbewegung. Eine weitere Funktion ist die Außenrotation des Oberschenkelknochens sowie die seitliche Neigung der unteren Wirbelsäule.

2. Beschwerden bei Inaktivität und zu viel Sitzen

Unsere moderne Lebensweise, die von langen Stunden des Sitzens und Inaktivität geprägt ist, kann die Funktion des Iliopsoas stark beeinträchtigen. Dies führt zu einer Verkürzung und Schwächung des Muskels, was zu einer eingeschränkten Beweglichkeit der Hüfte und zu einer ungünstigen Körperhaltung führen kann.

Verkürzte und schwache Iliopsoas-Muskeln können eine Vielzahl von Beschwerden verursachen, darunter Rückenschmerzen, Hüftschmerzen und sogar Knieprobleme. Besonders die Tendenz, bei Verkürzung die Lendenwirbelsäule (hier ist der Ursprung) ins Hohlkreuz zu ziehen (Hyperlordose), verursacht oft starke Rückenschmerzen. Diese Muskelungleichgewichte (muskuläre Dysbalance) können den gesamten Bewegungsapparat beeinträchtigen und das körperliche Wohlbefinden erheblich beeinflussen.

3.  Gegenmaßnahmen und Yoga-Übungen zur Verbesserung von Kraft und Dehnung

Die gute Nachricht ist, dass es Möglichkeiten gibt, den Iliopsoas zu unterstützen und die damit verbundenen Beschwerden zu lindern. Yoga bietet eine hervorragende Methode, um die Kraft und Flexibilität des Iliopsoas zu verbessern.

Ein effektiver Ansatz besteht darin, sowohl die Kraft als auch die Dehnung des Iliopsoas zu fördern. Yoga-Posen wie der „Sichelmond“ (aṅjaneyāsana) und die Reiterstellung (aśvasaṁcalanāsana) helfen, den Muskel zu dehnen und die Hüftflexibilität zu erhöhen. Gleichzeitig können Posen wie der „Held 1“ (vīrabhadrāsana I) und die „Boot-Haltung“ (nāvāsana) dazu beitragen, die Kraft des Iliopsoas aufzubauen.

Tiefe Bauchatmung wie sie in vielen prāṇāyāma-Techniken angewendet wird, hilft dabei, den Iliopsoas zu entspannen und zu dehnen. Eine regelmäßige Yoga-Praxis fördert nicht nur die Gesundheit des Iliopsoas, sondern verbessert auch die allgemeine Beweglichkeit und Körperhaltung.

4.  Der Iliopsoas als „Seelenmuskel“

Der Iliopsoas wird oft als „Seelenmuskel“ bezeichnet. Doch warum trägt dieser Muskel solch eine metaphorische Bezeichnung?

Die Verbindung zwischen dem Iliopsoas und unserer emotionalen Gesundheit mag auf den ersten Blick unklar erscheinen. Doch bei genauerer Betrachtung wird deutlich, wie dieser Muskel sowohl physisch als auch mental auf unser Wohlbefinden reagiert.

Der Iliopsoas ist empfindlich für Stress. In Zeiten von Anspannung zieht er sich zusammen, verursacht Verspannungen und kann Schmerzen im unteren Rückenbereich auslösen. Ein gestresster Geist manifestiert sich somit auch im Körper.

Die enge Verbindung zwischen dem Iliopsoas und unserem emotionalen Zustand ist auf das Nervensystem zurückzuführen. Der Iliopsoas wird von den Nervenfasern des Nervus femoralis und des Plexus lumbalis versorgt. Zudem hat er Kontakt mit dem Solarplexus, einem wichtigen Knotenpunkt des parasympathischen Nervensystems. Diese Systeme sind eng mit unserer Stressreaktion verbunden. Wenn wir gestresst sind, wird der „Kampf-oder-Flucht“-Modus aktiviert, was die Anspannung des Iliopsoas verstärkt.

Yoga kann hier eine transformative Rolle spielen. Durch gezielte Asanas und Atemtechniken können wir den Iliopsoas entspannen und gleichzeitig das parasympathische Nervensystem stimulieren. Dies führt zu einer tieferen Entspannung des Körpers und der Seele.

Ein bewusster Umgang mit dem Iliopsoas kann somit zu einer spürbaren Verbesserung unseres emotionalen Wohlbefindens führen. Indem wir diesen Muskel pflegen und Spannungen lösen, geben wir auch unserem Körper das Signal, loszulassen. Diese körperliche Botschaft spiegelt sich in unserem Geist wider und wir erfahren eine erhöhte Gelassenheit und innere Ruhe.

In der Hektik des modernen Lebens ist es leicht, die Verbindung zwischen Körper und Seele zu vernachlässigen. Der Iliopsoas erinnert uns daran, dass Emotionen oft physische Reaktionen hervorrufen können. Indem wir ihm die Aufmerksamkeit schenken, die er verdient, können wir den Weg zu einem ganzheitlichen Wohlbefinden finden. Der Iliopsoas wird somit zu einem wahrhaftigen Seelenmuskel, der unsere körperliche und emotionale Harmonie unterstützt.

5.     Fazit:

Der Iliopsoas ist ein wichtiger aber oft vernachlässigter Muskel. Inaktivität und langes Sitzen können zu Verkürzungen und Schwächen führen, die wiederum Beschwerden verursachen. Glücklicherweise bietet Yoga eine ganzheitliche Lösung, um die Gesundheit des Iliopsoas zu fördern. Durch gezielte Übungen, Dehnungen und Atemtechniken können wir diesen Muskel pflegen und so zu einem aktiven, beschwerdefreien und entspannten Lebensstil zurückfinden.

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