Das Geheimnis von agni: Das Verdauungsfeuer im Āyurveda

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agni: Das Verdauungsfeuer im Ayurveda

Im Ayurveda spielt agni, das Verdauungsfeuer, eine zentrale Rolle für unsere Gesundheit und Vitalität.

Das Sanskrit-Wort agni bedeutet „Feuer“ und symbolisiert im Körper das Prinzip des Stoffwechsels. Es steht für die Fähigkeit, Nahrung zu verdauen, Nährstoffe aufzunehmen und Energie zu gewinnen. agni steuert alle chemischen Reaktionen im Körper und wandelt die Nahrung, die wir zu uns nehmen, in essenzielle Körpergewebe um.

agni wird in vier Funktionsweisen unterschieden:

  • Samāgni: Das ausgeglichene Agni
    • Kraft entspricht Anforderungen für Verarbeitung der Nahrung
    • weder Unter- noch Überfunktion
    • gesunde, konstitutionsgerechte, unter Beachtung der Ernährungsregeln und in der richtigen Menge (ca. ⅔ der max. Aufnahmekapazität des Magens) verzehrte Nahrung wird innerhalb der normalen Zeit (ca. 5-6 h) problemlos verdaut.
    • normaler, regelmäßiger Appetit zu den 3 Hauptmahlzeiten
    • Wohlgefühl nach der Nahrungsaufnahme
    • Keine Oberbauchbeschwerden nach Nahrungsaufnahme
    • nach Nahrungsaufnahme (kein Schwere- oder Völlegefühl
    • kein Sodbrennen, ggf. geringes Aufstoßen von Gasen bzw. Blähungen
  • Mandāgni: Ein schwaches Agni
    • ausgewogene und regelgerecht eingenommen Nahrung wird nicht hinreichend verdaut
    • erzeugt ama (auf jeder Ebene von agni)
    • Schweregefühl, Völlegefühl, Übelkeit, Appetitlosigkeit
    • schnelle Sättigung
    • Reflux oder Aufstoßen
    • postprandiale Provokation (nach dem Essen -> Reaktion)
    • Stuhl: gewöhnlich ungeformt, starker Geruch, Unverdautes, von größerer Menge, verzögert bzw. unbefriedigend
  • Tīkśnāgni: Ein übermäßiges Agni
    • agni ist hyperaktiv
    • Nahrung wird vollständig verdaut, unabhängig von ihrer Qualität oder von Ernährungsregeln
    • Appetit ist sehr stark
    • Sodbrennen
    • durch normale Nahrungsmengen kaum zu befriedigen
      Nahrungskarenz wird nicht gut toleriert
    • bei mangelnder Nahrungszufuhr: Reduktion der körpereigenen Gewebe
    • Stuhl gewöhnlich von physiologischer Qualität, aber von geringer Menge
  • Viśamāgni: Ein wechselhaftes Agni
    • ausgewogene, regelgerecht eingenommene Nahrung zuweilen gut und zuweilen schlecht verdaut
    • unregelmäßig Verdauungsprobleme und die Gewebeproduktion ist suboptimal
    • besonders Oberbauchbeschwerden nach der Nahrungsaufnahme
    • Stuhlgang variiert je nach agni-Qualität

Ein gut funktionierendes agni ist die Grundlage für Gesundheit, Stärke und Ausstrahlung. Wenn agni schwach oder unausgeglichen ist, wird der Körper anfällig für Krankheiten. Ayurveda betrachtet daher die Pflege dieses inneren Feuers als essenziell für ein langes, gesundes Leben.


In den Ayurveda-Quelltexten heißt es:

„Leben(sspanne), Schönheit, Kraft, Gesundheit, Antrieb, Ausstrahlung, Abwehr (ojas), inneres Feuer (tejas), Digestion & Stoffwechsel (agni), der Lebensatem (prana) selbst – für all dies ist agni die Ursache.

Erlischt agni, so stirbt der Mensch.
Funktioniert es angemessen
so lebt man lang in Gesundheit,
weist es Fehlfunktionen auf, so wird man krank.
Deswegen wird agni die Wurzel von allem genannt.


„Medizin ist die Behandlung
des inneren Feuers des Körpers“
kayasyantaragnesh-cikitsa iti kaya-cikitsa